Unterscheidung psychologischer und therapeutischer Berufsbilder

Psycholog:innen haben ein umfassendes Studium der Psychologie absolviert und dürfen diese geschützte Berufsbezeichnung nur führen, wenn sie ihr mindestens fünfjähriges Studium mit einem Diplom oder Master of Science (M.Sc.) abgeschlossen haben. Sie sind in der Lage, psychologische Theorien und Methoden anzuwenden, um menschliches Verhalten zu verstehen und zu analysieren. Ihre Ausbildung beinhaltet verschiedene Bereiche wie Klinische Psychologie, Entwicklungspsychologie, Biologische Psychologie, Gesundheitspsychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie, Pädagogische Psychologie und Sozialpsychologie. Ein Bachelorabschluss (B.Sc.) in Psychologie vermittelt psychologische Grundlagen, ist die Voraussetzung für einen Masterabschluss (M.Sc.) und reicht alleine nicht aus, um diese Berufsbezeichnung zu führen.

Psychologische Psychotherapeut:innen (PP) haben zusätzlich zu ihrem Psychologiestudium eine mehrjährige Weiterbildung in Psychotherapie mit Staatsexamen absolviert und sind qualifiziert, psychische Erkrankungen zu diagnostizieren und psychotherapeutische Behandlungen durchzuführen. Die kostenintensive Ausbildung umfasst praktische Erfahrungen und theoretische Kenntnisse in verschiedenen Therapieformen. In Deutschland anerkannt sind die Systemische Therapie, Verhaltenstherapie und psychoanalytisch begründete Verfahren. PP verfügen wie Ärzt:innen über eine Approbation und haben die Möglichkeit ihre Leistungen über Krankenkassen abzurechnen. PP verfügen über grundlegendes psychopharmakologisches Wissen, dürfen jedoch keine Medikamente verschreiben.

Psychiater:innen sind Ärzt:innen, die nach ihrem Medizinstudium eine Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie durchlaufen haben. Sie sind befugt, psychische Erkrankungen zu diagnostizieren und zu behandeln, einschließlich der Verschreibung von Medikamenten. Die Ausbildung umfasst sowohl psychiatrische als auch psychotherapeutische Ansätze, allerdings weniger zu psychologischem Grundwissen, Kommunikation und Gesprächsführung. 

Heilpraktiker:innen für Psychotherapie haben eine Prüfung beim Gesundheitsamt abgelegt, um diese Berufsbezeichnung führen zu dürfen. Sie haben oft eine alternative oder komplementäre Ausbildung in Psychotherapie und können psychotherapeutische Verfahren anwenden, jedoch ohne die Möglichkeit, Medikamente zu verschreiben. Die Ausbildungszeit (vier Monate-zwei Jahre) und Inhalte variieren je nach Ausbildungsstelle und setzten einen Hauptschulabschluss und ein Mindestalter von 25 Jahren voraus. 

Coach:in/Berater:in ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Das heißt es ist keine bestimmte Ausbildung oder Qualifizierung erforderlich, um sich so nennen zu dürfen. Coach:innen/Berater:innen sind meist in der persönlichen oder beruflichen Entwicklung tätig und bieten Unterstützung bei der Zielverwirklichung und Entscheidungsfindung an. Manche Coaches haben eine Ausbildung in Coaching-Techniken oder verwandten Bereichen absolviert. Sie arbeiten oft in einem eher beratenden als therapeutischen Setting. Es gibt zertifizierte Weiterbildungen zum Systemischen Berater:in/ Coach:in (DGSF/SG) mit fundierter theoretischer Ausbildung in systemischen Ansätzen sowie praktische Erfahrung im Coaching oder in der Beratung.

Abgrenzung Beratung und Therapie

Psychologische Psychotherapie zielt darauf ab, psychische Störungen zu diagnostizieren und zu behandeln. Die Themen reichen von Depressionen und Angststörungen bis hin zu Traumata. Die Ausbildung erfordert ein abgeschlossenes Psychologiestudium sowie eine mehrjährige, spezialisierte Weiterbildung in Psychotherapie.

Psychologische Beratung hingegen fokussiert sich auf die Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen, ohne dass eine behandlungsbedürftige psychische Störung vorliegen muss. Mögliche Themen sind Lebenskrisen, Entscheidungsfindung oder Stressbewältigung. 

Jeder dieser Bereiche hat seine eigenen Schwerpunkte und Anforderungen, die auf die Bedürfnisse der Klienten abgestimmt sind. Coaching/Beratung/Psychologische Beratung sind keine geschützten Begriffe und es Bedarf keiner Voraussetzungen um die eigenen Leistungen als Solche zu bezeichnen. Mit Ausnahme Systemische Beratung. Hierbei handelt es sich um eine zweijährige durch die Systemische Gesellschaft (SG) oder Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) zertifizierte Weiterbildung mit einheitlichen und transparenten theoretische und praktischen Ausbildungsstandards mit entsprechender Abschlussprüfung. Um diese Weiterbildung absolvieren zu können, müssen bestimmte Eingangsvoraussetzungen erfüllt werden, bspw. muss eine psychologische oder pädagogische Grundausbildung/Studium vorliegen.

Systemische Beratung betrachtet Klient:innen im Kontext ihrer sozialen Beziehungen und Systeme. Es ist ein Ansatz, der sich auf die Wechselwirkungen und Beziehungen innerhalb von Systemen konzentriert, wie zum Beispiel Familien, Teams oder Organisationen. Der Grundgedanke ist, dass Probleme nicht isoliert betrachtet werden sollten, sondern im Kontext der sozialen und relationalen Dynamiken, die sie umgeben. Es wird davon ausgegangen, dass Menschen in einem Netzwerk von Beziehungen leben, und dass diese Beziehungen einen großen Einfluss auf ihr Verhalten und ihre Emotionen haben. Systemische Berater:innen arbeiten mit Klient:innen daran, Muster und Strukturen in diesen Beziehungen zu erkennen und zu verstehen. Ziel ist es, neue Perspektiven zu entwickeln und Lösungen zu finden, die das gesamte System berücksichtigen.

Die systemische Beratung kann in verschiedenen Kontexten angewendet werden, darunter Einzelberatung, Paar- und Familienberatung sowie in Organisationen. Sie fördert die Selbstreflexion und die Entdeckung von Ressourcen, um Veränderungen herbeizuführen, berufliche Herausforderungen zu meistern, Konflikte zu lösen und die Kommunikation zu verbessern.